
Der Winter passt zu Prag. Berlin steht er nicht so gut, und London kann sich im Dezember auch von seiner unangenehmen Seite zeigen.
Die tschechische Hauptstadt ist während der kalten Jahreszeit zwar weiterhin gut besucht, aber bei weitem nicht so überlaufen wie während des Sommers. Die Preise für Übernachtungen sinken mit den Temperaturen.
Auf der Standard-Touristenroute vom Wenzelsplatz über den Altstädter Ring, vorbei am Rathaus, durch das jüdische Viertel Josefov zur Moldau und hinauf auf die Burg ist zwar Gedränge vorprogrammiert. Doch ist es durchaus möglich, dass man in einem der Parks oder Grünanlagen der Kleinseite unterhalb des Hradschin plötzlich alleine ist. Nach Sonnenuntergang in weiches Licht getaucht strahlt die Stadt hier ganz unerwartet eine angenehme Ruhe aus.


Auf dem Weihnachtsmärkten der Alt- und Neustadt kann dagegen von Ruhe und Besinnlichkeit keine Rede sein. Viel Kitsch, viel Glas, viel Wurst. Da hilft auch Punsch und Glühwein kaum, in weihnachtliche Stimmung zu kommen, vor allem wenn sich der Ellbogen des Steh-Nachbars souverän in den Rücken bohrt.
Den beliebten Winterstimmungsmacher gibt es übrigens abseits der Märkte in Nebengassen und weniger touristischen Stadtteilen für einen Bruchteil der Kronen, die man für 0,1l im Plastikbecher am Altstädter Ring oder unter Fürst Wenzels strengen Blick aufbringen muss.

Man kann dem Trubel aber auch entfliehen – beispielsweise in Vinohrady, Prag 3, dem Stadtteil östlich des Hauptbahnhofs. Am Park náměstí Jiřího z Poděbrad (gleichnamige Metrostation Linie A) bieten Verkäufer selbstgebackene Weihnachtsplätzchen, Gemüse- und Fleischwaren aus der Region, Eingemachtes und natürlich heißen Glühwein, Punsch, Honigwein und Grog zu fairen Preisen an. Ebenfalls schön: Man(n) und Frau spricht tschechisch.
