Ob als Kind – mehr oder minder freiwillig – im Schlepptau wanderbegeisterter Eltern oder schon erwachsen und nun selbst leidenschaftlicher zwischen-Anfang-September-bis-Mitte-Oktober-Wochenend-Kraxler (aber nur wenn’s Wetter auch passt, das heißt bloß nicht zu warm, kein Nebel oder Niederschlag!), einer der schönsten Momente der Bergtour ist neben der Ankunft am Gipfelkreuz das Erblicken der – oft schon seit Stunden angekündigten („Wir sind gleich da!“) – Hütte. Hier warten Almdudler, Hefeweizen, eine Terrasse mit tollem Blick, Kässpätzle, Kuhglockengeläut und…alle anderen Hobby-Messner, die auf der selben Route unterwegs sind.
Obwohl (oder eher: weil) jeder in Freizeitstimmung ist, nach langem Marsch eine gewisse Betriebstemperatur hat, eventuell auch mal falsch abgebogen wurde oder das Wetter urplötzlich umgeschlagen ist, sollte man sich an gewisse Regeln halten, damit die wohlverdiente Hüttn-Gaudi nicht in großem Frust endet: im Mai diesen Jahres kam es in der dünnen Luft des Mount Everest schon zu einer Massenschlägerei…was sind also die wichtigsten Benimmregeln für die Hüttn?
Reservieren: So können die Betreiber der Hütte besser einschätzen, mit wie vielen müden, hungrigen und verschwitzten Ankömmlingen sie es zu tun haben werden. Weggeschickt wird spät abends oder bei Schlechtwetter nun ja keiner, aber Planung ist an abgeschiedenen Berghängen logischerweise nötig. Das gleiche gilt natürlich andersherum wenn man die Tour auf halber Strecke abgebrochen oder gar nicht erst angetreten hat: Absagen!
Die Rechnung nicht ohne den Wirt und den Berg machen: Ausgesetzte Lage, unwegsames Terrain, Natur pur, Abgeschiedenheit. So stellt man sich die Hütte vor. Dabei wird gern vergessen, dass die „Weit weg von allem-Lage“ in höheren Preisen resultiert. Mühsamer und langer Transport, Betriebskosten für Versorgungsgondeln, Diesel für Allradfahrzeuge. Kurz: Zahlen und genießen oder eben selber schleppen.
Die eigenen Ausdünstungen nach einer Tagestour nicht unterschätzen: Das feuchte Flanell-Karohemd, die starren Funktionssocken und vor allem die Wanderstiefel gehören wohl nicht in das Bettenlager, welches – oftmals nur mit einem Fenster ausgestattet – nicht gerade ein Luftkurort ist. In Kombination mit teilweise sonderbaren Schlafgeräuschen ist ein aufdringlicher Mief Garant für eine eher kurze Nacht.
Die Hütte nicht mit einem Bierzelt verwechseln: Hobbymusikanten versuchen sich an Gitarre und Ziehharmonika („What shall we do with the drunken sailor“, „Im Frühtau zu Berge“, „Let it Be“), beim Mäxchenspiel werden dem Sitznachbarn die frisierten Würfelkombinationen ins Ohr gebrüllt und in lautstarken Diskussionen die Felswände der „besten“ Klettersteige etwas steiler und schroffer gemacht. Wer schon im (Feld-)bett liegt summt die Melodien und rät die Richtigkeit der angesagten Würfelaugen mit erhöhtem Puls mit. What shall we do with the drunken climber? Na dann: Gute Nacht.
Leisetreten am nächsten Morgen: Wer früh morgens um 04:30 mehrmals die Reissverschlüsse am Rucksack bedient, Steigeisen und Karabiner sortiert und im 15er-Zimmer die Zähne putzt zieht den Groll all jener auf sich, die nicht unbedingt die ersten auf dem Gipfel sein wollen oder es gewohnt sind mit den Hühnern aufzustehen. Also bitte schon am Vorabend für die persönliche Expedition zusammenpacken.
Zu guter Letzt: MM-Wanderführer im Rucksack haben oder MM-Wandern App auf dem Smartphone installieren – so findet man garantiert die schönsten Routen, besten Hütten und herrlichsten Panoramen, dank GPS-Kartographie auch, wenns mal neblig wird!